14
Jun

Deo selbst herstellen? Ja unbedingt!

Ich hatte versprochen einen Erfahrungsbericht über das selbstgemachte Natron-Deo zu liefern, welches ich bereits des Öfteren angepriesen hatte. Hier kommt er, allerdings nicht ohne eine kleine Vorgeschichte. Denn ich finde es wichtig zu erklären, warum es sinnvoll ist, sein Deo selbst zu mixen.

Wieso überhaupt Deo selbst machen, wenn man es doch einfach kaufen kann?

Eines der Symptome meines Ecoholismus ist, dass ich versuche nach und nach mein Badezimmer von unnötigem und schädlichem Firlefanz zu befreien und Produkte durch natürliche und umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Dazu sind für mich vor allem folgende Kriterien wichtig:

  • Vermeidung von umweltschädlichen, toxischen Substanzen
  • Vermeidung von Palmöl und Palmölderivaten
  • Müllreduzierung (insbesondere Plastik)
  • Abwendung von großen Labels

Schaut man sich die Zutatenliste von herkömmlichen Deos, insbesondere solchen in Sprühdosen an, wird schnell klar, dass diese eigentlich ganz oben auf der Verbannungsliste stehen sollten.

Dennoch, trotz meinen bis dato guten Erfahrungen mit alternativen Kosmetika (z.B. Seife anstatt Duschgel oder Öle anstatt Cremes), schob ich die Deo-Sache zunächst eine ganze Weile vor mich her. Ich wusste wohl, dass es Menschen gibt, die ihre Deos selbst herstellen und hatte sogar bereits eine ziemlich genaue Vorstellung wie das in der Theorie funktioniert. Denn an Rezepten im Netz mangelt es nicht.

Die meisten haben zwei Dinge gemeinsam: 1. Die Wirkstoffbasis ist Natron; 2. Die Herstellung ist extrem simpel. Zu einfach um wahr zu sein?

Ja, ich muss zugeben, ich war zunächst einfach etwas skeptisch. Wenn das Zeug wirklich so gut funktioniert und dann auch noch in Nullkommanix fertig ist, fragte ich mich, wieso kauft denn dann überhaupt  irgendwer Deo im Laden?

Aber ein Blick in meine Vergangenheit ließ es mich letztendlich doch wagen es zu versuchen…

Meine schreckliche Deo-Historie

Korrekterweise müsste ich da wohl zwischen Deo und Antitranspirant unterscheiden. Aber ehrlich gesagt ist das für mich Jacke wie Hose. Mir ist zwar der molekulare Unterschied zwischen beiden durchaus bewusst (Geruchsneutralisation vs. Schweißhemmung). Aber mal ganz unter uns: vom Schwitzen hat mich beides nicht völlig abgehalten. Deswegen hab ich auch recht wahllos mal das eine und mal das andere gekauft und bitte verzeiht mir, wenn ich daher beides in einen Topf schmeiße und einfach alles  Deo nenne – der Einfachheit halber.

Früher habe ich überwiegend diverse Sprühdeos der Marke Rexona oder auch Nivea verwendet. Wenn ich daran zurückdenke, kann ich nur noch den Kopf über mich selbst schütteln; denn abgesehen davon, dass Rexona zu dem zwielichtigen Konzerngiganten Unilever gehört, wird mir regelrecht schlecht, wenn ich mir anschaue was da alles zusammengepanscht ist.

Am Beispiel von Rexona Women Cotton Dry zählt man ganze 32  Inhaltsstoffe! Bereits  sieben davon werden von Ökotest als weniger oder nicht empfehlenswert eingestuft und bei codecheck entsprechend rot markiert. Darunter die hochentzündlichen Treibgase Butan, Propan und Isobutan, welche aus Erdöl oder Erdgas gewonnen werden, sowie Aluminiumsalze, die Hautreizungen verursachen können. Aber auch unter den Stoffen, die als vermeintlich „unbedenklich“ eingestuften werden, befinden sich solche, die die Umwelt stark belasten. Cyclopentasiloxane beispielsweise, ebenfalls auf Erdölbasis hergestellt, können nicht abgebaut werden und  reichern sich daher in der Umwelt an. Außerdem gibt es einige Stoffe, die sehr wahrscheinlich aus Palmöl gewonnen werden, wenn sie auch nicht als solches deklariert werden müssen. Und als sei das noch nicht genug des Schlechten, ist da ja noch die unökologische Dosenverpackung, die mir tierisch gegen den Strich geht. Dass  Unilever behauptet, mit ihrer dämlichen Rexona compressed innovation die Umwelt schonen zu wollen, wäre fast schon witzig, wenn es nicht so traurig wäre…

Aufgrund dieser Zustände bin ich daher schon vor einiger Zeit auf Naturkosmetik Pumpsprays oder Deo Roll-On umgestiegen, darunter auch solche von CD  oder Alverde. Im Vergleich zu Rexona, hat sich die Zutatenliste zumindest schon Mal in etwa halbiert und ist deutlich weniger rot. Dennoch: der Müllaspekt bleibt bestehen. Denn auch den Glasbehälter wirft man weg, wenn man sich ein neues Produkt kauft. Außerdem kann man auch hier nicht 100%ig ausschließen, dass es sich bei bestimmten Stoffen, wie Glycerin oder Glyceryl Caprylate, nicht um Palmölderivate handelt.

Bleibt also  nur noch eine Möglichkeit: Deo selbst herstellen

(Zum Rezept gehts hier lang…)

Zunächst einmal die  Eckdaten:

  • Zutaten: Wasser, Natron, ggf. Speisestärke
  • Schwierigkeitsgrad: simpel
  • Kosten: minimal, kein gekauftes Deo kann da mithalten
  • Zeitaufwand: an der Kasse im Supermarkt stehen dauert länger
  • Weitere Vorteile: keine Aluminiumsalze, keine nicht definierbaren Inhaltsstoffe, umwelt- & hautfreundlich und den Behälter besorgt man einmal und kann ihn dann immer wieder verwenden

Soweit gibt‘s also nur Pluspunkte. Jetzt muss es nur noch wirken. Mein Bestandstest setze sich aus mehreren Testphasen zusammen – Schwitzfaktor aufsteigend:

  • Testphase 1: Gammelsonntag auf der Couch
  • Testphase 2: Arbeitsalltag im Büro (inkl. Fahrradfahrt dorthin)
  • Testphase 3: Freizeit, Sonne, Unterwegssein
  • Testphase 4: Sport

Vorsichtshalber hatte ich bei Phase 2 bis 4 noch mein herkömmliches Deo als Backup in der Tasche. Im Nachhinein kann ich nur sagen: Meine Skepsis war völlig unbegründet. Das Natron Deo hat alle Testphasen mit Bravour bestanden. Weder hatte ich ein unangenehmes Gefühl, noch wurde ich von meinen ArbeitskollegInnen gemieden. Auch meine Haut beschwerte sich nicht im Geringsten. Wer zu empfindlicherer Haut neigt  oder einfach etwas Duft ergänzen möchte, kann aber bei der Rezeptur gerne ein bisschen variieren und ergänzen.

Das DIY Deo steht der gekauften Variante also in nichts nach. Ganz im Gegenteil: Es funktioniert sogar noch besser! Beim herkömmlichen Deo gibt es oft das Problem, dass es einen recht penetranten Eigengeruch hat, der sich auf die Kleidung überträgt und teilweise so dominant ist, dass er fast schon genauso unangenehm ist wie Schweißgeruch. Im schlimmsten Fall vermischt sich beides und man riecht nach Umkleidekabine.

Im Gegensatz dazu riecht man beim Natron Deo einfach… nichts!  Das bestätigte auch mein Vater, dem ich das Deo aufgeschwatzt hatte, mit folgenden Worten: „Das Deo hat den Test bestanden! 14 km Lauf bei sehr schwülwarmen Temperaturen und nix müffelt!“

Na also, läuft doch!

Fazit

Nach nun mehreren Wochen mit dem selbstgemachten Deo, kann ich nur sagen: Ich bleibe dabei. Es funktioniert, ist enorm einfach in der Herstellung und schont nicht nur Haut und Umwelt, sondern auch meinen Geldbeutel. Warum also sollte ich mir noch welches kaufen?

Probiert es einfach selbst aus, es lohnt sich!

Foto: FreeImages.com/Maria Herrera

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