06
Aug

Multitasking auf der Wiese

Die meisten Leute wohnen gerne in Gegenden mit viel Grün, wir halten uns ungern in grauen Wüsten auf. Häuserpreise sind nicht zuletzt von ihrer Nähe zu Parks abhängig(1). Auch Städte die bei Touristen beliebt sind, sind häufig die, in denen man es nie weit zum nächsten grünen Fleckchen hat(2,3). Parks, Stadtwälder, Straßenbegrünung und auch private Gärten machen eine Stadt schöner, so viel steht fest. Aber sie können noch sehr viel mehr.

Ökosysteme in Städten unterscheiden sich sehr stark von ihren natürlichen Kollegen, durch den intensiven Einfluss vom Menschen. Trotzdem können sie einiges leisten(4). Besonders relevant in der heutigen Zeit ist zum Beispiel ihr Beitrag zum Klimaschutz. Die CO2 Konzentrationen steigen, und gerade Städte spielen dabei eine große Rolle(5). Die pflanzlichen Bewohner der Stadt sagen dem CO2 den Kampf an. Sie brauchen ihn zum Wachsen, und holen ihn dafür aus der Luft heraus. Durch die hohe Konzentration in der Stadt, wachsen Bäume und Pflanzen hier besonders schnell und binden dabei dem Kohlenstoff, aus dem sie zu 50% bestehen, während sie gleichzeitig Sauerstoff freisetzen(2,4). Somit helfen sie im Kampf gegen den Klimawandel und produzieren nebenbei saubere Luft zum Atmen.

Neben dem Klima im Großen, spielen unsere grünen Freunde auch eine wichtige Rolle für das Klima im Kleinen. Haben sie genug Wasser, lassen sie davon immer mal wieder etwas frei. Das Wasser verdampft und kühlt dabei unsere Luft. Außerdem spenden besonders Bäume Schatten, unter dem man sich nicht nur an heißen Tagen vor Überhitzung schützen kann, sondern der sogar Häuser angenehm kühl hält(2). Auf diese Weise wirkt das Grün in Städten dem sogenannten Urban Heat Island Effect entgegen, der dafür verantwortlich ist, dass es in Städten immer wärmer ist, als in der ländlichen Umgebung. Dieser Dienst wird immer wichtiger, gerade im Hinblick auf die häufigen Hitzewellen, die in letzter Zeit über Deutschland hereingebrochen sind.

Außerdem können Pflanzen über ihre Blätter feine Partikel aus der Luft filtern, die Beispielsweise von Autoreifen freigesetzt werden. Sie produzieren also nicht nur den Sauerstoff den wir atmen, sondern befreien die Luft auch von einer Reihe von Schadstoffen. Auch Lärm können die Blätter dämpfen und somit die Stadt zu einem angenehmeren und gesünderen Umfeld machen(2,3).

Neben dem was die Pflanzen selber leisten, bieten sie auch Lebensraum für Insekten und Vögel, die dann wiederum ihre eigenen Dienste leisten. Die Bienen und Hummeln, die sich auf den Blumen tümmeln, sorgen zum Beispiel dafür, dass die Tomaten auf dem Balkon auch Früchte tragen werden. Auf diese Weise kann das Stadtgrün sogar Nahrung für uns produzieren, auf dem Balkon, im Garten, oder auch in der Form von wilden Brombeeren. Andere, meist weniger sympathische Insekten sorgen dafür, dass der Boden weiter Pflanzen tragen kann. Gesunder und bewachsener Boden, kann außerdem sehr viel Wasser aufnehmen und daher das Überflutungsrisiko verringern(3). Wie wir 2013 sehen konnten (und ich am eigenen Leibe erfahren durfte – ich wollte doch nur mit dem Zug nach Berlin), können Überflutungen durchaus auch bei uns ein großes Problem sein.

Wie ihr seht, sind städtische Grünflächen, so wie die meisten Ökosysteme also echte Multitasker, wir sollten aufpassen, dass sie nicht bald die Weltherrschaft an sich reißen. Ich geh dann schnell mal schauen was meine Papyrusse jetzt wieder aushecken.

Foto: Eigenes Foto, gemacht in Berlin
  1. Haase, D., Larondell, N., Andersson, E., Artmann, M., Borgström, S., Breuste, J., Gomez-Baggethun, E., 2014. A quantitative review of urban ecosystem service assessments: Concepts, models, and implementation. Ambio 43 (4), 413-433.
  2. Rowe, D.B., 2011. Green roofs as a means of pollution abatement, Environmental Pollution 159 (8-9), 2100-2110
  3. Von Borries, F., 2012. Zehn Thesen für die Stadt von Morgen. In: Welzer, H. and Wiegand, K. (ed.), Perspektiven einer Nachhaltigen Entwicklung – Wie sieht die Welt im Jahr 2050 aus? Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, pp. 40-63.
  4. Jones, C.G. and Gregg, T.E., 2011. Urbanization effects on tree growth in the vicinity of New York City. Nature 424 (6945), 179-183.
  5. Dhakal, S., 2010. GHG emissions from urbanization and opportunities for urban carbon mitigation. Current Opinion In Envirnmental Sustainability 2 (4), 277-283
  6. Myeong, S., Nowak, D.J. and Duggin, M.J., 2006. A temporal analysis of urban forest carbon storage using remote sensing. Remote Sensing Of Environment 101 (2), 277-282

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